Der Motor links liess sich nicht starten
Das war schon einmal auf Lanzarote passiert. Die Steuerung hatte alles „vergessen“. Das System benötigte jeweils ein Reset. Auf den Kanaren wurde dafür eigens ein Monteur aus Barcelona eingeflogen.
Wir fassten zusammen:
- Wir waren am Anker vor einer kleinen Insel
- Wind und Strömung waren stark
- Es gab keine Yanmar Vertretung
Nichts ging mehr. Ich redete mit mir selber, denn alles was ich jetzt laut sagte…
Heinz gab nicht auf. Schliesslich das erlösende Geräusch. Der rechte Motor sprang an. Nur nicht abstellen. Wir holten den Anker rauf und fuhren los. 20 Seemeilen zur nächsten kleinen Insel. Das wären 4 Stunden. Wir wären in derselben Situation vor Anker wie in Sint Eustasius. Oder sollten wir weiter bis Guadeloupe. Hier gäbe es einen lokalen Händler für Yanmar. Wir entschieden uns weiter zu fahren.
Statt 20 waren es nun 140 Seemeilen
Kaum ein Boot war mit uns in Richtung Süden unterwegs. Zu ungünstig die Wetterlage. Segeln konnten wir nur wenige Stunden. Dann hatten wir konstant Wind und Welle von vorn, also voll gegen uns. Der Motor kam ordentlich ins schnaufen. Er musste alleine die 42 Tonnen von R9B gegen Wind und Wellen schieben. Statt der üblichen 6-8 Knoten hatten wir teilweise 3-4 Knoten Geschwindigkeit. Egal, solange der Motor durchhielt.
Wir redeten nicht viel
Wir wussten beide, dass es sagen wir mal kompliziert werden würde, wenn beide Motoren ausgefallen wären.
Die Marina war in Sicht
Nach 27 Stunden erreichten wir die Marina Terre des Bass in Guadeloupe. Wir kreisten vor der Marina und riefen über Funk den Marinero. Kommt in den Hafen meinte er mehrfach. Er kaum Englisch, Heinz etwas Französisch sprechend war die Verständigung mies. Endlich kam er mit dem Boot raus zur Hafeneinfahrt. Er fixierte sein Schlauchboot mit zwei Leinen an den Klampen auf der linken Seite von R9B. Dann rief er, Gestik und Französisch von mir frei übersetzt: „Gib Gas Kapitän! Gib Gas. Nicht so langsam.“
Der Marinero zweifelt an den Fahrkünsten des Kapitäns
Wir hatten zum Glück 5 freie Plätze nebeneinander zur Auswahl. Heinz konnte mit einem Motor fahren. Aber das Boot zu manövrieren war fast nicht möglich, bremsen schon garnicht. Bremsversuche endeten in einem unkontrollierten Halbkreis. Vor der Einfahrt in die Marina hatten wir noch den Anker frei gemacht. So hätten wir im Notfall eine wirksame und sofortige Bremse. Aber nochmals Glück gehabt. Heinz hat uns irgendwie an den Steg manövriert.Der Marinero hatte nicht verstanden in welcher Notlage wir waren. So schüttelte er nur den Kopf ob der Fahrkünste des Kapitäns. Uns war es egal. Wir waren sehr froh als auch das letze Seil fest gemacht war. Geschafft!
Information
- Bilder: Sabine Löwenthal
- Ort: Marina Terre des Bass
- Land: Guadeloupe
- Kontinent: Nordamerika
- Datum: Mai 2024