R9B ist fit – ich nicht
Wieder in Bonair – Richtig Mühe haben wir uns dieses Mal gegeben, unsere R9B für die Saison 2025/26 wieder fit zu machen.
Der dritte Generator von Fischer Panda – ersetzt.
Das nagelneue Segel, unser dritter Code 0 – gesetzt.
Dem Gelcoat haben wir mit allen denkbaren Mittelchen, Poliermaschinen und viel Muskelkraft sämtliche Liebe geschenkt. Unser neuer Auftritt: glänzend wie eine Yacht im Showroom und wir zwei eher wie das „Vorher-Bild“ einer Wellnesswerbung.
Auch die Propeller wurden – unter reger Publikumsbeteiligung – ausgebaut, gereinigt und mit neuem Unterwasserschutz versehen. Das Publikum befand sich allerdings eher unter Wasser als darüber: Heinz hatte sich an den scharfkantigen Muscheln am Propeller beim Tauchgang unter dem Boot geschnitten und offenbar mit ein bisschen Blut Werbung gemacht.
Denn plötzlich war er umringt von – wie sich später herausstellte – Tarpunen. Beeindruckende Fische von gut 1,50 m Länge, silbrig glänzend, grossschuppig, und mit einem Rückenflossensegel, das bei jedem Segelhersteller akute Designneidattacken auslösen würde.
Heinz fragte sich nun: Hungrig? Oder wollen die nur spielen?
Erwachsene Tiere können bis zu 70 kg schwer werden – und genau solche Kaliber hatten wir da unter dem Boot.
Heinz winkte ihnen zu, fuchtelte, sie dürften gern weiterziehen – aber nichts da.
Mit ihren grossen Augen starrten sie ihn an, den Schweizer in einem Taucheranzug.
Trotz seiner neuen Freunde versuchte Heinz, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Die Propeller waren so stark von Muscheln befallen wie noch nie, und die Demontage zog sich hin.
Aber schliesslich waren beide Propeller – und auch Heinz – wieder an Bord.
Wie immer – und doch nicht
Fertig von der Begegnung unter der Wasserlinie, wollte Heinz nur noch seinen Wasserhaushalt ausgleichen.
Wie die 1000 Male vorher liess er den Generator eine Weile laufen.
Nach dem routinemässigen Ausschalten ein kurzes Beep – und dann:
Nichts. Null. Dunkelheit. Schweigen. Totalausfall sämtlicher Geräte.
Selbst im Kühlschrank, wo sich das Licht sonst immer versteckt – dunkel.
Das ganze Boot ohne Strom – ein Albtraum.
Mein Elektroingenieur schaffte es irgendwie, das Gröbste zu überbrücken.
Wo er am Tag danach war, könnt ihr euch denken: kopfüber irgendwo in einem engen Loch, Kabel suchend, fluchend, murmelnd.
Mein Motto: Mach dich unsichtbar. Und wenn das nicht geht – dann mach zumindest Platz und tu so, als wärst du ein Möbelstück.
Alles wieder gut. Leider kommt es mal wieder anders als geplant. Und das noch bevor wir überhaupt auslaufen. Innerhalb weniger Tage müssen wir zurück in die Schweiz.
Eiskalt
Nun folgt unser erster richtiger Winter an Land.
Die letzten sechs Jahre waren wir durchgehend auf dem Wasser – das wird hart für mich.
Ich friere schon bei dem Gedanken. R9B glänzt, ich zittere.
Aber was sein muss, muss sein. Für Untersuchungen muss ich im Dezember und Januar in die Schweiz, und vielleicht steht noch eine weitere Rückenoperation an.
Doch das versuche ich ebenso zu ignorieren wie Heinz die Tarpune.
Mal sehen, wie lange mir das gelingt.
Zum Fest
Wir wünschen euch schöne Festtage – so, wie sie euch am besten gefallen:
In Ruhe oder mit viel Lärm,
im Schnee oder unter der Sonne.
Wichtig ist nur, dass es für euch stimmt.
Herzliche Grüsse
Kapitän Heinz und seine Mannschaft Sabine
Information
- Bilder: Sabine Löwenthal
- Datum: Dezember 2025













