Danzig – Kaliningrad – Danzig
Da wurde gewirbelt und gearbeitet bis zur letzten Minute, bis Samstag, den 26. Oktober abends. So blieben uns nur noch anderthalb Tage, um das Boot einzuräumen, von morgens bis spät in die Nacht. Wir haben es trotzdem nicht geschafft und so mussten wir mit gestapelten Kisten und Boxen auf dem Cockpit am Montag überstürzt ablegen. Mussten, weil wir das Visum für Russland nur für die kommenden zwei Tage hatten.
Am Montag, 28. Oktober, sind wir nach wenigen Stunden Schlaf um 2.36 Uhr aufgestanden und haben auf die Polnische Grenzwache gewartet. Die waren pünktlich auf dem Katamaran, um uns auszuklarieren und um 3.26 konnten wir bereits ablegen, Ziel Kaliningrad.
Diese Testfahrt wurde zum Test für Material und Magen. Wobei der Magen dem mehr standhielt als z.B. die Heizung, die war ausgefallen. Mit 13 Grad im Boot und gefühlten minus 13 Grad auf der Flybridge, kämpften wir uns durch Wind und Wetter, also Heinz und Kurt. Ich konzentrierte mich darauf mein Frühstück zu behalten, was mir fast gelang.
Die Überfahrt dauerte statt der geplanten 8 Stunden gute 12 Stunden. Beim Einklarieren in der russischen Enklave wurde unsere R9B von 6 Zöllnern inspiziert, oder sagen wir eher besichtigt und fotografiert. Ich möchte nicht wissen, was sie gedacht haben, als sie all die Schachteln und Kartons auf dem Cockpit sahen. Mal abgesehen von dem Durcheinander im Salon. Das Boot wurde so durchgeschüttelt, dass sich der Kühlschrank geöffnet hat. Wir hatten die Sicherung nicht verschlossen. So schossen alle Schubladen, die sich leider nicht extra sichern lassen raus und – bei der nächsten Welle wieder rein – Kühlschrank zu. Zurück blieben auf dem Boden Schubladen, eine angefangene – nun leere Flasche Champagner, kaputte Eier, Joghurt und Marmelade (Das Glas ging nicht kaputt.) Somit war der Teakboden eingeweiht.
Um wieder zurückzukommen auf die Zollinspektion, dieses Chaos aus Kisten, Kartons, Lebensmitteln auf dem Boden und im Spülbecken, trafen die russischen Zollbeamten an – und fotografierten alles. Sie liessen uns nach 45 Minuten ziehen und in der Abenddämmerung erreichten wir Kaliningrad und unsere Sunreef lag, wie ein Exot zwischen den rostigen Frachtern. Ich war um 19 Uhr im Bett, fix und fertig.
Am Dienstag erkundeten wir Kaliningrad. Ein hübsches Städtchen. Gegen Abend wurde uns der versprochene Diesel geliefert. Ach ja, die Heizung war noch immer tot – und blieb es auch. Wasser, ja das gab es nicht in der Marina und so wir mussten haushalten, damit Heinz noch Wasser zum Kochen hatte. Ja, wir haben einen Wassermacher, aber mit dem schmutzigen Wasser im Hafen wäre der Filter das erste Mal kollabiert. So gingen wir frierend und ohne zu duschen ins Bett.
Last das Abenteuer beginnen
Beginnen – wir sind mittendrin.
Wo wir sind?
Wir liegen wieder in Danzig in der Werft. Warten (noch) geduldig darauf, dass sich Sunreef darum kümmert, die bestehenden Mängel zu beheben. Übrigens, die Heizung wurde ausgetauscht, die hat den Trip nach Russland nicht überstanden.
Nächstes Ziel wäre Kiel. Wann, dass wüssten wir auch gerne…
Information
- Bilder: Sabine Löwenthal
- Ort: Kaliningrad und Danzig
- Land: Polen und Russland
- Kontinent: Europa
- Datum: Oktober und November 2019